Dienstag, 24. Juni 2014

Sächsische Schweiz 2014 - Tag des Klettersteigs: Über die Häntzschelstiege zu den Affensteinen

Ausblick vom Langen Horn in den Affensteinen
Die heutige Wanderroute orientiert sich (mit Varianten) an einer Beschreibung von Hans Brichzin in dessen Büchlein "Wandern in der Sächsischen Schweiz" aus der Reihe 'DuMont aktiv'(1). In der Kurzbeschreibung lernen wir vom Autor: "Die Tour ist ungeeignet bei Nässe und für kleinere Kinder sowie Senioren."  'Nässe' ist ein nachvollziehbares Kriterium. Weitere Kriterien, wie Trittsicherheit, Schwindelfreiheit oder auch Körperumfang wären zu rechtfertigen und werden vermisst. Aussagen über Alter und Körpergröße sind dagegen unsinnig. Abgesehen von Randbedingungen, wie Wetter, Erdbeben, Krieg, Weltuntergang etc. sind nur 2 Größen tatsächlich relevant: Fitness und Erfahrung. Rückschlüsse aus dem Alter auf Fitness und Erfahrung sind Fehlschlüsse. Wir lassen uns von diesem Blödsinn nicht beindrucken und erleben heute eine der schönsten und spannendsten Touren unserer diesjährigen Reise in die Sächsische Schweiz. Einen wesentlichen Anteil zum Erlebniswert dieser Tour trägt der Klettersteig(2) Häntzschelstiege in den Affensteinen bei (dazu später mehr Informationen). Diashow der Fotoserie

Die Wanderung startet am Beuthenfall im schönen Kirnitzschtal, das von Bad Schandau abzweigt. Wir folgen dem breiten Wanderweg durch den Dietrichsgrund, bis wir den Unteren Affensteinweg erreichen, auf dem wir zum Bloßstock gelangen, ein markanter Kletterfelsen der Affensteine. Entlang der Wand erreichen wir einen schmalen Pfad, der über Treppen und Hühnerleitern zum Kessel des 'Großen Bauerloch' ansteigt. Schilder weisen auf den etwas versteckt liegenden Einstieg in die Häntzschelstiege(3) hin, einer der anspruchsvollsten Klettersteige der Sächsischen Schweiz mit alpinem Format.    


Großes Bauerloch, Bloßstock, Brosinnadel
Passage auf der unteren Häntzschelstiege
Einstieg in die Häntzschelstiege


Ausblick von der Rampe zwischen unterer und oberer Stiege
Einsteig in die obere Stiege
Unsere aktive Klettersteigkarriere liegt schon mehr als 10 Jahre zurück, weshalb wir uns fragen, wie wir die Bedingungen ohne Klettersteigset zur Selbstsicherung meistern können. Wie üblich bei anspruchsvolleren Klettersteigen, bildet der Einstieg eine Hürde, die unbedarfte Wanderer abschrecken soll. Die ersten Sicherungen werden erst nach leichter Felskletterei erreicht. Auf Klammern ist eine fest senkrecht aufsteigende kurze Wandpassage bis zu einem Felsband zu überwinden. Das kurze Felsband endet an einer Spalte. Nach luftigem Einstieg in die Spalte geht es nun es an der rechten Wandseite steil in die Höhe bis auf ein kleine Felsrampe, an der wir erst eimal verschnaufen. Von hier könnte man den Steig verlassen und den Weg auf der Oberen Affensteigpromenade fortsetzen, aber wir möchten auch den oberen Abschnitt der Häntzschelstiege kennenlernen.


Ausstieg aus der Häntzschelstiege auf das Lange Horn
Der Einstieg in die obere Stiege ist nicht auf dem ersten Blick zu erkennen. Er liegt nämlich in einem engen, dunklen Riß, in dem einige Klammern angebracht sind. Abgesehen von der Enge ist der Aufstieg im Kamin eher einfach. Die Schwierigkeiten liegen in der darüber liegenden Passage, in der mehrfach nur mit Klammern gesicherte luftige Felsspalten zu queren sind. Zum Fotografieren ist jetzt keine Hand mehr frei. Zuletzt ist noch einmal eine senkrechte Wand auf Klammern aufzusteigen. Dann ist der Ausstieg auf das Plateau des Langen Horns erreicht, der erneut als Hürde konzipiert ist, um einen Abstieg auf dem Klettersteig zu verhindern(4). Schon wieder haben wir ein Abenteuer überlebt und den schwarzen Senioren-Klettergürtel verdient.





Rast am Carolafelsen in den Affensteine
Auf einem Genussweg mit großartigen Ausblicken erreichen wir am Aussichtspunkt Carolafelsen den höchsten Gipfel der Affensteine. Der 458 m hohe Carolafelsen gilt als 'der' Aussichtspunkt der Affensteine und ist ein dementsprechend beliebter Rastplatz, aber der Platz auf dem Plateau reicht für alle. Nach 2 Stunden Gesamtgehzeit rasten auch wir am Carolafelsen und genießen den grandiosen Ausblick nach Nordwesten auf Domwächter, Torsteine, Schrammsteine, Falkenstein, Lilienstein, Königstein, Hohe Liebe etc.








Alte Buche am Kleinen Prebischtor
Zeughausweg, Brosinnadel und Bloßstock
Der Rückweg auf dem 'Unteren Affensteinweg' führt uns an dem 'Kleinen Prebischtor'(5) unter einer mächtigenden alten Buche vorbei.
Vom 'Zeughausweg' blicken wir noch einmal auf den Bloßstock und die Brosinnadel, ehe wir die spannende 11 km lange Runde (mit ca. 475 m Höhenunterschied jeweils im Aufstieg und im Abstieg) nach 3,5 Stunden Gehzeit beenden. Soviel ist bereits heute gewiss: Die Highlights dieser großartigen Wanderung werden wir im nächsten Jahr wieder besuchen.





Anmerkungen


(1) DuMont Reiseverlag, Ostfildern, 4. Aufl. 2008, Tour 11: Dom und Hölle, S. 58ff.

(2) Über Klettersteige im Allgemeinen und Klettersteige der Sächsischen Schweiz im Besonderen informiert der Post vom 20.06.2014

(3) Gemäß einiger Beschreibungen im Internet gilt die Häntzschelstiege an Wochenenenden, Feiertagen und in den Sommerferien als stark frequentiert, was das Vergnügen auf Klettersteigen stark einschränkt. Wir treffen am Klettersteig heute nur auf 3 weitere Wanderer.
Routenbeschreibung des Klettersteigs Häntzschelstiege:
(4) Offiziell darf die Häntzschelstiege nur für den Aufstieg genutzt werden, aber in mehreren im Internet veröffentlichten Beiträgen wird darüber geklagt, dass Wanderer immer wieder das Verbot ignorieren.

(5) Die Bezeichnung verweist auf das Große Prebischtor in der Böhmischen Schweiz, die größte natürliche Sandstein-Felsbrücke Europas mit 26,5 m Spannweite und 16 m lichter Höhe.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen